










Die Zeit heilt alle Wunden – aber was, wenn wir diese Zeit gar nicht haben? Flash Forward stellen sich auf ihrem neuen Album dieser einschneidenden Problematik und liefern mit „Golden Rust“ ihr bisher persönlichstes Werk, das die wichtige Frage der Selbstreflektion zu einer Zeit stellt, in der digitale Medien und unbequeme gesellschaftliche Verhältnisse für immer mehr Schnelllebigkeit sorgen. In elf kraftvollen Songs transportiert die Band gleichsam resignierte wie mutmachende Texte, die sie mit einem hymnischem Mix aus Indie-Pop und härterem Alternative-Rock im Stil von internationalen Heroen wie You Me At Six, Biffy Clyro oder The Hunna wuchtig wie gefühlvoll inszeniert.
Dass sich Flash Forward mit Zeitdruck und Vielbeschäftigung auskennen, belegt schon die Entstehungsgeschichte ihrer neuen Platte. „Golden Rust“ wurde parallel zu einem Tour-Marathon in Begleitung von Enter Shikari und To The Rats And Wolves aufgenommen. Die durch ihren neuen Gitarristen Gerrit Kühne wieder zum Quartett komplettierte Band kennt den fordernden Alltag der Musikbranche und weiß um die Tribute, die gesellschaftlicher Druck in unserem Seelenleben fordern. „Heutzutage werden wir von so vielen Gedanken, Ereignissen und Lebensabschnitten übermannt“, beschreibt Sänger Stefan Weigel seine Gedanken hinter den Inhalten von „Golden Rust“. „Aufgrund der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft fehlt uns die Zeit, uns mit unserem Selbst auseinanderzusetzen. Wir verdrängen unsere eigenen Wünsche, Träume und Ziele. Dann finden wir eine Notlösung, akzeptieren Schicksale und nehmen Dinge hin.“
Flash Forwards neue Platte ist Weigels persönliche Antwort auf dieses Dilemma. „And I waste my time by fighting against my fright while I’m trying to redesign the time lapse of my life“, reflektiert er so zum Beispiel in „Time Lapse“ sein Seelenleben, während sich mitreißende Gitarrentürme wie ein Fels in der Brandung gegen die dunklen Gedanken auflehnen. „Every day is like a creeping sickness but I’d never dare to show my weakness“ heißt es weiter im selben Song – ein beeindruckend offenes Statement, das in der Gegenwart immer oberflächlicherer Selbstpräsentation besonders treffend wirkt und gleichzeitig die Angst beleuchtet, das innere Trümmerfeld zu erkunden. „Golden Rust“ ist das Ergebnis einer kathartischen Selbstergründung, die wehtut, aber unbedingt notwendig ist.
Und doch liegt die Quintessenz der Platte nicht in ihrer bedrückenden Reflektiertheit, sondern vor allem in dem Auflehnen gegen die dabei aufgezeigten Abgründe. Immer wieder arbeiten Flash Forward mit starken dynamischen Kontrasten in ihrer Instrumentalarbeit und erzeugen damit ein sinnbildliches Klangbild für ihr kämpferisches Momentum. Itchy- und Emil-Bulls-Produzent Florian Nowak versteht die Inszenierung mitreißender Refrains und unterstreicht so zum Beispiel den Chorus von „Creeper“ als eindringlich tanzbaren Augenblick im Stil der früheren Fall Out Boy. „The Voice“ ist wiederum das Ergebnis einer klug gefertigten Klimax, die sanft aus einem minimalistischen Beat in eine mutige Hymne an das Weitermachen mündet. „Give Me All Your Love“, ein Duett mit Deaf-Havana-Sänger James Veck-Gilodi, bringt dieses dynamische Wechselspiel zur Vollendung und peitscht immer wieder zwischen seinen vorsichtig bebenden Indie-Momenten und dem tobenden Alternative-Refrain umher. Die Musik auf „Golden Rust“ wird so zum autonomen Ausdruck von Flash Forwards bisher tiefblickendster Platte, die sich viel Zeit für die dunklen Seiten des Selbst lässt, aber gleichzeitig immer die Hoffnung als Resultat ausspricht. „My head’s still full of dreams ’cause I believe it doesn’t hurt to dream“ singt Weigel in „It Doesn’t Hurt To Dream“ und bringt damit eine Tugend auf den Punkt, die niemand verlernen sollte.
„Golden Rust“ erscheint via Uncle M Music auf CD und digital. Flash Forward sind im Anschluß in Deutschland und umliegenden Ausland auf Tour.
website